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Türkei: 2.000 Menschen in Gefahr

Über 2.000 geflohene afghanische Staatsangehörige sind in Gefahr, aus der Türkei nach Afghanistan abgeschoben zu werden, wo ihnen Folter und Misshandlung drohen.

In den vergangenen Wochen wurden 7.100 Menschen nach Afghanistan deportiert. Mehr als 2.000 weitere Frauen, Männer und Kinder sind in Lagern inhaftiert, um in den kommenden Wochen ebenfalls abgeschoben zu werden, in ein Land, in dem 2017 über 10.000 Zivilist*innen ums Leben gekommen sind.

Die türkischen Behörden geben an, dass die Rückführungen nach Afghanistan freiwillig seien. Die Inhaftierten berichten dagegen, dass sie über ihre geplante Abschiebung einfach in Kenntnis gesetzt wurden. Sie wurden angewiesen, ein Dokument mittels Fingerabdruck zu unterschreiben, das sie nicht verstanden, weil es nur auf Türkisch vorlag.

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HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Ende 2017 hielten sich 145.000 Geflüchtete aus Afghanistan in der Türkei auf. Seitdem reisten immer mehr Afghan*innen über die türkisch-iranische Grenze im Osten des Landes ein, das türkische Innenministerium spricht von 27.000 Neuankömmlingen in diesem Jahr. Auf diese Situation reagieren die türkischen Behörden mit Festnahmen und Abschiebungen zurück nach Afghanistan. Laut dem türkischen Innenminister sind in den letzten Wochen 7.100 Afghan*innen mit Charterflügen abgeschoben worden. Seiner Einschätzung nach soll diese Zahl in den kommenden Tagen auf 10.000 erhöht werden. Dieser deutliche Anstieg der Rückführungsrate nach Afghanistan könnte mit einem Migrationsabkommen zusammenhängen, das von den beiden Ländern am 9. April unterzeichnet wurde.

Es wird vermutet, dass momentan mehr als 2.000 weitere Personen inhaftiert und von Abschiebung bedroht sind. Gemäß vertraulichen Informationen werden etwa 2.000 afghanische Staatsangehörige in einem Containercamp in Düziçi (Provinz Osmaniye) und Hunderte weitere in einem Abschiebelager in der Provinz Erzurum im Osten der Türkei festgehalten. Die tatsächlichen Zahlen könnten noch höher liegen, da nicht bekannt ist, wie viele weitere Afghan_innen in anderen Haftanstalten festgehalten werden. Die Mehrzahl der Inhaftierten scheinen alleinstehende Männer zu sein, doch wird auch von Familien berichtet.

Die türkischen Behörden geben an, dass die Rückführungen nach Afghanistan freiwillig seien. Die Inhaftierten berichten dagegen, dass sie über ihre geplante Abschiebung einfach in Kenntnis gesetzt wurden. Sie wurden angewiesen, ein Dokument mittels Fingerabdruck zu unterschreiben, das sie nicht verstanden, weil es nur auf Türkisch vorlag. Dabei könnte es sich um ein „Formular zur freiwilligen Rückführung“ handeln, das die türkischen Behörden bereits zuvor bei syrischen und anderen Flüchtlingen als Zwangsmaßnahme eingesetzt hatten. Zuverlässige Quellen berichteten außerdem, dass die Afghan*innen nur zwischen Abschiebung und Haft „wählen“ könnten. Zwar sollen einige der Betroffenen – insbesondere Familien – Asyl beantragt haben und anschließend freigelassen worden sein. Doch die Personen, mit denen Amnesty International sprach, sagten, dass ihre diesbezüglichen Anfragen ignoriert worden seien.

Flüchtlinge in der Türkei: Die Türkei beherbergt weltweit die meisten Flüchtlinge. Davon kommen 3,5 Millionen Menschen aus Syrien, 145.000 aus Afghanistan, 140.000 aus dem Iran sowie Tausende aus anderen Ländern.

Die Situation in Afghanistan: Der interne bewaffnete Konflikt zwischen den sogenannten „aufständischen Gruppen“ und regierungstreuen Kräften hält Afghanistan auch weiterhin fest im Griff. Zu den aufständischen Gruppen zählen die Taliban sowie die Gruppe „Islamischer Staat“, außerdem sind mehr als 20 weitere bewaffnete Gruppen im Land aktiv. Laut der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (United Nations Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) war 2016 mit 11.418 Toten und Verletzten das bisher tödlichste Jahr für die afghanische Zivilbevölkerung. Die UN-Mission gibt an, dass die konfliktbedingte Unsicherheit und Gewalt im Land Ursache schweren Leids für die Zivilbevölkerung und insbesondere für Frauen und Kinder war. Mit mehr als 10.000 zivilen Opfern im Jahr 2017 hält die unsichere Sicherheitslage auch weiterhin an. An dem unberechenbaren Konflikt sind zahlreiche Gruppen beteiligt, die permanent versuchen, bestimmte Gebiete (wieder) unter ihre Kontrolle zu bringen und deren Verhalten unvorhersehbar ist.

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